Hans-Martin Sewcz arbeitet vielfältig: als Fotograf, Video- und Konzeptkünstler reagiert er orts- und raumbezogen. So hat er zum Beispiel über längere Zeit Produkte aus der Warenästhetik aus DDR-Zeiten gesammelt und diese künstlerisch verwertet; diese ready-founds sieht der Künstler in Anlehnung an Duchamps Begriff der ready-mades, vorgefundene Objekte, die Hans-Martin Sewcz aber im Gegensatz zu Duchamp, im Kontext ihrer Umgebung und Geschichtlichkeit nach ästhetischen Gesichtspunkten bewußt machen will.
Bettina Schob
Hans Martin Sewcz
geboren 1955 in Halle/Saale
1975-81
Fotografie- Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
1981
Abschluß als Diplom-Fotografiker
1991
Stipendium für Fotografie vom Senator für Kulturelle Angelegenheiten
Ausstellungen / -beteiligungen (Auswahl)
1976
1. Europäischer Preis FIAP-Jugendforum, Luxembourg
1985
Nationalgalerie, Ost-Berlin
1990
Die Leipziger Schule, Berlin, Oberhausen, Hannover
Stadtgalerie Saarbrücken
Hällisch-Fränkisches Mus., Schwäbisch Hall
Change of Gaits, Chicago, Detroit, Ontario, Toronto
1991
Personalausstellung DIE PUMPE, Berlin
Personalausstellung Raab-Galerie, Berlin
1992
Jahreslabor Ein Bericht
Berlinische Galerie / Martin Gropius-Bau, Berlin
Personalausstellung, Fotogalerie Friedrichshain
Werkbund- Archiv, Berlin
1993
100 Jahre Fotografie, Leipziger Schule
Deutsche Fototage, Frankfurt/Main
Design Museum, London
Personalausstellung Gelb Q bei A&O, Berlin
1994
Werkschau 2 Kunstquartier, Berlin
Rheinisches Landesmuseum, Bonn
Kunstamt Wolfsburg
Neue Länder, Neue Wege, Chicago u.a.
1995
Stiftung Starke, Berlin
Konsum - Projekt, Baitz, Galerie O2, Berlin
Deutsche Fototage, Köln
1996
Insead, Fontaineblue
Deutsches Historisches Museum, Berlin
Sphinx- 5 Jahre Kulturbrauerei
1997
Offenes Kulturhaus Linz
Staatliches Museum Schwerin, Personalausstellung, Katalog
Galerie Raab, Berlin
1998
Stiftung Starke, Berlin
Wandgestaltung, Sparkasse Uecker-Randow, Pasewalk
Galerie Raab, Berlin
1999
various artists, Kunstfaktor, Berlin
Einigkeit und Recht und Freiheit Martin Gropius-Bau, Berlin
Gate to Berlin, Zionskirche, Berlin
Studiogestaltung MTV; Berlin
Gate to Berlin Zionskirche, Berlin (Katalog)
Galerie Raab, Berlin
Artpool Art Research Center, Budapest
2000
Fünfzehn Jahre Fotografie Fotogalerie Friedrichshain, Berlin
veni, vidi, video Kunstfaktor, Berlin
Gate to Berlin Rosmarin Karee, Berlin
Schnittstelle-Die Künstler der East Side Gallery Berlin
profile intermedia 3 fusion messe centrum bremen
2001
Berlin- Stadtmodelle Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin
Museum für Kommunikation Berlin
LANDFRAKTALE, Nordhessischer Kultursommer 2001 (in Vorbereitung)
Industrial Vegetation
7 Stelen aus 28 (an einem Stahlrohr) übereinander gesteckten rostigen Sandschaufeln am Waldespfad jeweils ca. 210 x 35 x 25 cm
bei der Landfraktale 2001 - Kunst zwischen Schloss und Dorf
Hans Martin Sewcz stellt den Bezug zum ländlichen Raum her, indem er für seine Installation einen dort gebräuchlichen Nutzgegenstand verwendet. Er löst ihn aus seiner ursprünglichen Funktion und stellt ihn in einen neuen Zusammenhang. Als Photograph und Konzeptkünstler arbeitet er mit vorgefundenen Objekten, die er selbst ready founds nennt. Die darin enthaltene Anspielung auf Marcel Duchamps Konzept der ready mades, das im frühen zwanzigsten Jahrhundert zu einer entscheidenden Erweiterung des bis dahin bestehenden Kunstbegriffes geführt hat, liegt nahe. Duchamps Objekte sind industriell gefertigt und dokumentieren einen Bruch zum bisherigen manuellen und sinnlichen Schaffungsprozess. Hans Martin Sewcz Installationen sind, anders als bei Duchamps, äußerst präzise arrangiert und inszeniert. Mit dem Blick des Photographen bezieht der den Umraum in seine Komposition ein. Die bewaldete Hangseite, die der Weg vom Dorf zum Schloß durchquert, ist Bestandteil der Installation Industrial Vegetation. Sieben Stelen, bestehend aus aufeinandergesteckten rostigen Schaufeln gleicher Größe und Farbe, stehen in lockerer Formation am Abhang nahe dem Wegesrand. Alle 28 Schaufeln der über 2 Meter hohen Stelen sind streng nach einer Richtung ausgerichtet und lassen ein rhythmisierendes und gleichsam ornamentales Bildmuster entstehen. Inmitten der Bäume und des hoch gewachsenen Grases wirken die Stelen wie fremdartige Gewächse, deren Starrheit sich durch Licht- und Schattenspiel aufhebt oder manifestiert. Unterschiedliche Perspektiven prägen die Wahrnehmung. Auf dem Weg ins Tal bietet sich eine umfassende Aufsicht auf Wald und Wiesen. Die Stelen wirken geradezu organisch eingewoben in die Bewaldung, ihre Größe und Materialbeschaffenheit lassen sich erst später erkennnen. Der umgekehrte Prozeß der Wahrnehmung erfolgt beim Gang bergaufwärts. Unvermittelt ragen die Stelen auf, Assoziationen von Wirbelsäulen oder dämonischen Wesen erzeugend. Nicht nur die Form der Objekte wirkt organisch, auch das industriell gefertigte Material ist, gleich der Natur, der Vergänglichkeit preisgegeben. Die Rostschicht hat das Metallische der Schaufelflächen bereits getilgt und frißt weiter an ihrer Substanz. |
"Shallows"
ein "Living Picture" von Hans-Martin Sewcz
frei nach Christian Morgenstern: