K E I N E N D E D E R G E S C H I C H T E – D Ö R F E R I M WA N D E L
Künstlerische Bearbeitung leerstehender Höfe und Scheunen in Schlierbach
Ausstellung: 17. Juli – 28. August 2005 in Neuental-Schlierbach/Hessen



Projektbeschreibung

Das Problem der „Schrumpfenden Städte“ beschäftigt zur Zeit Stadtplaner und Soziologen. Zahlreiche Kunstprojekte haben sich ebenfalls dieses Problems angenommen. Nun macht der Prozess nicht bei den Städten halt. Auch eine Vielzahl an Dörfer sind von Leerstand geprägt.

Anders als in den Städten, in denen der Altbaubestand als Wohnquartiere hochgeschätzt ist, verfallen in den Dörfer gerade die alten Siedlungskerne. Bei in etwa gleichen Kosten erscheint den Besitzern ein Neubau in Ortsrandlage oft attraktiver als eine Renovierung. Andere Häuser werden aufgrund ökonomischer Überlegungen (kürzere Arbeitswege, Zugang zu Infrastruktur, etc.) aufgegeben.

Mit dem Verfall der Dörfer schwindet ein wesentliches Landschaftsmerkmal. Aus jeweils vor Ort zu gewinnenden Materialien erbaut, markieren ihre unterschiedlichen Ausformungen, vom Rieddach bis zum bayerischen Balkon, den Verlauf unserer Kulturlandschaften.

Im Gegenzug bieten die neuentstehenden sogenannten „Tannenbaum-Siedlungen“ ihren Bewohnern in ihrer Gleichförmigkeit keine Möglichkeiten zur Identifikation.
Die Solidargemeinschaft Dorf zerfällt.

Doch es gibt auch Hoffnung:
Nachdem lange Zeit das individuelle Wohnen in den Vorstädten und Siedlungen propagiert und als höchste Form des Luxus angesehen wurde, wächst in letzter Zeit das Bedürfnis, aus der Isolation auszubrechen und in soziale Gemeinschaften zurückzukehren. Bezeichnend ist der starke Zuzug junger Familien in die Innenstädte.

Diese positive Entwicklung möchte das Projekt mit der exemplarischen Wiederbelebung und Vernetzung eines Ortskerns herausstellen und unterstützen.



Die Künstler und ihre Arbeit

Die leerstehenden Gebäude sollen in ihren gesamten Volumina transformiert werden. Dies geschieht durch Gestaltung der Oberfläche mittels Akzentuierung durch Malerei, Applikationen und Installationen, oder durch Klang- und Lichtinstallationen, die den Baukörper als Klang- oder Lichtraum auffassen. Da Licht generell erst in den späten Abendstunden sinnvoll angewandt werden kann und um diese Zeit mit wenigen Besuchern zu rechnen ist, steht das Medium Klanginstallation mit zwei Arbeiten im Vordergrund.

Wolfram der Spyra wird den ehemaligen Trockenturm der aufgelösten Schlierbacher Feuerwehr in einen Klangkörper verwandeln, während Penko Stoitschev in einem leeren Raffeisengebäude eine Ambient-Lounge einrichtet.

Karin Adam und Sandrino Sandinista Sander werden in einer großen Scheune Arbeiten präsentieren, die sie mit vor Ort gewonnen Erdpigmenten erstellen werden. Die Arbeiten werden von einer Videoprojektion ergänzt.

Ein weiteres Team sind Ariane Gutzmer und Ter Hell. Ter Hell wird seine energetische, abstrakte Formsprache auf riesigen ( 5m x 7m ), an einem alten Stall angebrachten Leinwänden präsentieren und Ariane Gutzmer eine Möblierung entwerfen, die einen besonders akzentuierten Platz der Betrachtung schaffen wird.

Stefan Kreide ist für seinen sensiblen Umgang mit vorgefundenen Strukturen und das behutsame Herausarbeiten ungewohnter Ansichten und Sichtweisen bekannt.



Berlin, den 18. Mai 2005

Jörg Hasheider
Projektleiter

Tel. 030 / 26 22 817
Mobil 0177 / 688 32 16


www.kunstfaktor.de